Geschichte der Orgel in der Pfarrkirche St. Felizitas
zusammengestellt von Thomas Kleinhenz
mit Unterstützung von Ludger Pieper (Archivgruppe St. Felizitas)
Übersicht:
- Hinweise auf Vorgänger-Orgeln – eine Zeitleiste
- Laudenbach-Orgel von 1873/74
- Stiftung der Stahlhuth-Orgel durch Commerzienrat Joseph Cremer im Jahr 1904
- Neuer Spieltisch, Umbau und Erweiterung der Orgel im Jahr 1941
- Neubau der heutigen Führer-Orgel im Jahr 1983
- Die Organisten in St. Felizitas
- Josef Richter: „Krach ümt Gloria“
Hinweise auf Vorgänger-Orgeln – eine Zeitleiste
1488
Die früheste Erwähnung einer vorhandenen Orgel (noch aus der Vorgängerkirche, bis vor 1507) findet sich bei einer Memorienstiftung im Pfarrarchiv Lüdinghausen:
„Freitag nach St. Agnes: Gudeke, Wittwe Herm. v. Schilling, geb. v. Pikenbrok, schenkt einen Rentbrief, von ihrem Bruder Died. v. Pikenbrok ausgestellt, von 1 Goldg., aus Hovemanns Erbe zu heben, an die Kirche für Jahrmessen (2 Memorien und 3 Jahresmessen) und Jahrgebet bei jeder Predigt, für Herm. v. Schilling u. Frau und die Familien v. Schil. und v. Pik. (Für Jahrgebet 3 Schill., jede Memorie nebst Vigilie 18 Pf., Lesemesse 12 Pf., Orgelspiel 6 Pf., Läuten 6 Pf. Es siegeln mit: Heinrich Droste to Vehof, Lambert v. Oer, Johann v. Hake, Bernt v. Ermen.)“ (Julius Schwieters, Geschichtliche Nachrichten über den westlichen Teil des Kreises Lüdinghausen, Münster 1891, S. 290) |
1614
Weitere Erwähnung:
„Organum est.„ (Bischöfliches Archiv Münster, GV Hs. 23, fol. 327) |
1662
In einem Visitationsprotokoll der Bischöflichen Behörde ist folgender Hinweis vermerkt:
„Organum non omnino justum, pulsatur a Joanne Beveren. Annue ad 30 Imp. inde percipit“ – „Die Orgel ist nicht ganz in Ordnung. Sie wird von Johannes Beveren gespielt. Er erhält dafür jährlich 30 Reichsthaler.“ (BAM GV Lüdinghausen A 1, 1662 X. 29) |
1662
In einem weiteren Bericht im Bistumsarchiv ist zu lesen:
„Auf St. Valentin regelmäßig Präsenzgeld an Pastor, Vicario, ludimagistro, custodi, organista und für ein Rth. Weißbrot unter die Armen [später: soweit sie an der Messe teilnehmen] zu verteilen.“ (BAM GV Lüdinghausen A 9a) |
1666-1670
Im Archivbestand der Burg Vischering existiert eine Rechnung von B. Mönninghausen für Vischering:
„Lüdinghauser Organist, so beim Instrument geweßen …“. |
Aus dem weiteren Text ergibt sich, dass der im Instrumentenbau versierte Sendener Organist den Lüdinghauser hinzugezogen hat, wenn auf Burg Vischering Instrumente gestimmt und „einige Schnöer aufgezogen“ werden mussten.
nach 1822
Reparatur der Orgeln in Lüdinghausen und Seppenrade durch Orgelbauer Wilhelm Kramer aus Lippborg, der ab ca. 1829 seine Werkstatt in Dülmen hatte.
(Klaus Döhrung: Die Dülmener Orgelbauer Kramer und Laudenbach, 1996)
1840-50
In der Chronik von Caplan Lorenbeck findet sich eine Grundriss-Skizze der St.-Felizitas-Kirche, die eine Orgel über der Sakristei ausweist. Weitere Details über die Orgel sind nicht bekannt.
Vorgelagerte Orgelbühne für das Domkapitel:
„Einen großen Antheil am Bau [der Kirche] wird auch das Domkapitel, als Besitzerin der Herrschaft Lüdinghausen, gehabt haben, wo es sich denn auch eine besondere auf Säulen ruhende jetzt nicht mehr vorhandene Bühne (Oratorium) vor der Sakristei reserviert hatte, die mit den Wappen verschiedener Amtsherrn verziert war.“ (Julius Schwieters, Geschichtliche Nachrichten über den westlichen Teil des Kreises Lüdinghausen, Münster 1891, S. 286) |
1852
In der Zeitschrift „Organ für christliche Kunst“ weist der Artikel „Über den Platz der Orgel in der Kirche“ auf die Besonderheit in Lüdinghausen hin, dass die Orgel „an der Seite des Nebenschiffes“ aufgestellt ist.
(Organ für christliche Kunst, Nr. 5 vom 1. März 1852, Fr. Baudri, Köln)
1858
In diesem Jahr existierte ein Pfennigsverein, mit dessen Hilfe Glasfenster, Bildsäulen an den Pfeilern und die Orgel finanziert werden sollten.
(Diss. Baron, S. 137)
1861
Zurücksetzung und Erweiterung (?) der Orgel auf dem Sakristeigebäude
(BAM Karton 37, Vermerk Strohmann vom 20.01.2000)
Laudenbach-Orgel von 1873/74
Das heutige neugotische Orgelgehäuse gehörte ursprünglich zur Orgel, die 1873/74 in der Werkstatt des Orgelbauers Josef Laudenbach in Dülmen erbaut wurde.
Den Beschluss zum Neubau fasste der Kirchenvorstand St. Felizitas am 24.12.1870, der Auftrag wurde am 04.11.1871 vergeben. Die Fertigstellung zog sich allerdings bis 1874 hin.
Leider sind weitere Details über das Innenleben bzw. der Disposition der damaligen Orgel nicht bekannt. Sicher ist zumindest, dass es sich um ein rein mechanisches Schleifladensystem mit Tonkanzellen handelte. Der Prospekt lässt auf eine zweimanualige Anlage mit etwa 20-25 Registern schließen. Der Spieltisch war vermutlich am Orgelgehäuse seitlich links angebaut.
Orgelbauer Joseph Laudenbach lies den Prospekt der Orgel von der Schreinerei Miele aus Münster nach einem Entwurf des Architekten und Diözesanbaumeisters Hilger Hertel aus Münster fertigen. Das Orgelgehäuse stellt nach wie vor eine gelungene Einheit mit dem Chorgestühl, der Kanzel und der Sakristeieinrichtung dar, die ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammen. Der Prospekt überstand mehrere Umbauten und Erweiterungen der Orgel und zählt heute zu den wertvollsten Orgelprospekten aus neugotischer Zeit im nordwestdeutschen Raum.
Der Orgelbauer Joseph Laudenbach
aus Dülmen
Joseph Laudenbach (1813-1881) war ein westfälischer Orgelbauer des 19. Jahrhunderts, der vor allem im Münsterland, aber auch in Belgien und England Instrumente errichtete.
Joseph Laudenbach ließ sich 1847 als selbständiger Orgelbauer zunächst in der Münsterstraße in Dülmen nieder. 1853 eröffnete er seine Werkstatt in der ehemaligen Wirtschaft Kaute in der Lüdinghauser Straße.
Stiftung durch Commerzienrat Joseph Cremer
Aufgrund seiner tiefen Verbundenheit zur Pfarrgemeinde St. Felizitas bietet Geheimer Commerzienrat Joseph Cremer (*1845 in Lüdinghausen, +1938 in Dortmund) in einem Schreiben vom 21. Januar 1904 an Pfarrer Wesseling an, eine neue Orgel für die Pfarrkirche in Lüdinghausen zu stiften. Offenbar war die alte Orgel um die Jahrhundertwende in einem sehr schlechten Zustand und nach Ansicht von Joseph Cremer „leidet … der Gesang sehr unter dem jetzigen Zustande.“
Joseph Cremer wurde 1845 in Lüdinghausen geboren. Er war erfolgreicher Unternehmer, Kunstsammler und Eigentümer der Thier-Brauerei, der zweitgrößten Privatbrauerei in Dortmund. Seine Eltern waren Joseph Cremer (1822-1896) und Anna-Maria Drolshagen (1823-1876) und wohnten in Lüdinghausen. Vater Joseph war Posthalter und Gastwirt, Ackerbauer und Schafzüchter, Kreisverordneter, Mitglied des Provinziallandtages Münster – und Mitglied im Kirchenvorstand St. Felizitas Lüdinghausen.
Geheimer Kommerzienrat
Joseph Wilhelm Julius Cremer
03.03.1845
geboren als ältestes von 15 Kindern in Lüdinghausen
1864
Abitur am Paulinum in Münster
ab 1864
Studienreisen nach England, Belgien, Nierderlanden
Kaufmännische Ausbildung bei der Fa. Eisenwerke Cosack & Co. in Hamm
ab 1868
Wanderjahre, u.a. ins englische Stahlzentrum Sheffield
15.07.1869
Gründung der Eisen- u. Stahlhandelsfirma Willems & Cremer in Brüssel, europaweit tätig
06.02.1872
Heirat mit Auguste Schlüter, Paderborn (1849-1931)
01.09.1875
Geburt Sohn Arnold (+ 19.08.1958 in Lüdinghausen)
01.10.1888
Erwerb der Brauerei Thier & Co. von seinem Onkel,
Wohnsitzwechsel von Brüssel nach Dortmund
1894-1911
Stadtverordneter in Dortmund, Vorsitzender des Verbandes Dortmunder Brauereien, Ehrenbürger der Stadt
1909
Die Söhne Dr. jur. Paul Cremer (1875-1958), Konsul Leon Cremer (1877-1951) und Dipl.Kfm. Paul Cremer (1880-1948) treten in die Firma ein
1912
Königl. Preußischer Geheimer Kommerzienrat
03.03.1935
90. Geburtstag mit 8 Kindern u. Schwiegerkindern, 29 Enkeln und 11 Urenkeln
Würdigung in der Zeitung "TREMONIA" als Kunstmäzen und Gemäldesammler, Förderer beim Wiederaufbau des Rathauses und bei Einrichtung eines Museums sowie wegen seiner sozialen Einstellung, "die in vielen und reichlichen Spenden Ausdruck fand."
01.01.1938
gestorben in seinem Haus in der Martinstr. in Dortmund,
begraben in einem Mausoleum auf dem Südwestfriedhof in Dortmund
In seiner Schenkungsurkunde legt Joseph Cremer fest, dass „die alte Orgel, ausgenommen das Gehäuse, mir unentgeltlich und zur freien Verwendung überlassen wird“. Die neue Orgel solle den modernen Anforderungen gerecht werden und von dem bekannten Orgelbauer Georg Stahlhuth in Aachen-Burscheid erbaut werden. Die Disposition und die Planungen der neuen Orgel waren im Vorfeld mit dem Dortmunder Musikdirektor Carl Holtschneider genau abgestimmt worden.
Weiter verfügte Cremer, dass die Orgel am 8. Dezember 1904, dem Fest der unbefleckten Empfängnis, eingeweiht werden solle.
Schenkungsurkunde vom 21. Januar 1904 (.pdf)
Textübertragung: Ludger Pieper
Dortmund, 21. Jan. 1904
COMMERZIENRAT JOS. CREMER
DORTMUND
Herrn Pfarrer Wesseling
Hochwürden
Lüdinghausen
Geehrtester Herr Pastor!
Die Orgel in lhrer Pfarrkirche scheint dringend einer Erneuerung zu bedürfen; auch leidet nach meiner Ansicht der Gesang sehr unter dem jetzigen Zustande.
Um darzutun, wie ich meine große Anhänglichkeit an meine Vaterstadt resp. an die dortige Kirchengemeinde während meines langjährigen Aufenthalts im Auslande und auch bei meiner Ansiedlung hier in Dortmund bewahrt habe, habe ich mich entschlossen, eine neue, modernen Anforderungen gerecht werdende Orgel, hergestellt von dem .....lichst bekannten Orgelbauer G. Stahlhuth in Aachen-Burscheid zu schenken.
Hiermit möchte ich nun anfragen, ob die Kirchengemeinde die Schenkung anzunehmen bereit ist und erlaube mir, die dazu nötigen Unterlagen beizulegen.
Ausdrücklich bemerke ich hierbei, daß ich die Orgel zur Ehren Gottes, meines Namenspatrons des hl. Joseph, sowie zur Ehren der unbefleckten Empfängnis der hl. Gottesmutter Maria stifte.
Da wir in diesem lahr das 50jährige Jubiläum der Verkündigung des Dogmas der unbefleckten Empfängnis feiern, habe ich angeordnet, daß die Orgel zum 8. Dezember fertiggestellt wird, um die Jubelfeier in unserer Pfarrkirche durch die Einweihung der Orgel umso würdiger zu begehen.
Bedingungen meiner Schenkung sind folgende:
1) Daß die Organistin Frl. Tecke bei dem Direktor des hiesigen Konservatoriums, Herrn Holtschneider, auf einer hiesigen, großen, modernen Orgel noch Unterricht nimmt und zwar auf meine Kosten.
Ich halte das für angebracht, da die verehrte Dame infolge des plötzlichen Todes ihres von mir hochverehrten Vaters, meines früheren Lehrers und infolge sonstiger unglücklicher Umstände früher nicht die volle Ausbildung erhalten hat.
2) Daß während der nächsten 50 lahre auf St, Josephs-Tag und dem Feste der unbefleckten Empfängnis der hl. Gottesmutter je eine stille hl. Messe für die Lebenden und Verstorbenen der Familie Joseph Cremer unentgeltlich gelesen wird. Für die Ausführung dieser Bedingung sind der Herr Pfarrer und seine Nachfolger von vornherein verantwortlich zu machen.
3) Daß die alte Orgel, ausgenommen das Gehäuse, mir unentgeltlich und zur freien Verwendung überlassen wird und die Gemeinde die in dem Vertrage eingegangene Verpflichtung übernimmt, vierteljährlich das Werk auf ihre Kosten durch Stahlhuth stimmen zu lassen.
Darf ich nun bitten, mir möglichst bald sagen zu wollen, ob die Kirchengemeinde unter angeführten Bedingungen die Schenkung annehmen will, damit der Orgel-Baumeister, der eigentlich Zeit bis Weihnachten verlangt, die fertige Aufstellung vor dem 8. Dezember dieses Jahres noch ermöglichen kann?
Indem ich noch höfl. bitte, doch gütigst sorgen zu wollen, daß wegen dieser Schenkung mein Name nicht in Zeitungen genannt wird, bin ich mit dem Ausdruck vollkommenster Hochachtung
Ew. Hochwürden ergebener
Joseph Cremer
Stadtrat u. Kommerzienrat
P.S. Wenn die Wasserdruck-Verhältnisse dort es gestatten, will ich noch einen Wassermotor dazu liefern. Sie wollen deshalb güt. Jemanden vom Wasserwerk kommen lassen, der untersucht, welcher Druck an Ort und Stelle vorhanden ist und belieben Sie mir das noch gefl. mitzuteilen.
Anlagen:
1) gedrucktes Certifikat
2) Disposition der Orgel zurück erbeten !
3) erster Brief von Stahlhuth
4) Auszug aus dem Vertrag
5) Gutachten Holtschneider, zurückerbeten
Anmerkung:
Von den Anlagen ist nur der Auszug aus dem Vertrag (Nr. a) in den Akten. - Darin und im nachfolgenden Schriftverkehr finden die Kosten ,,keinerlei Erwähnung", wie auch das Generalvikariat in seiner Genehmigung der Beschlüsse des Kirchenvorstandes u. d. Gemeindevertretung betr. die Annahme der Schenkung am 12. Febr. 1904,,mit Verwunderung" angemerkt hat. - Bis heute ist nicht bekannt, was J. Cremer für die Orgel bezahlt hat.
L. Pieper
Disposition der Stahlhuth-Orgel (25 Register / 2 Manuale u. Pedal):
I. Manual C-f3 54 Tasten 1. Principal 8’ 2. Bordun 16’ 3. Harmonieflöte 8’ 4. Fugara 8’ 5. Salicional 8’ 6. Gedackt 8’ 7. Octav 4’ 8. Octavflöte 4’ 9. Octav 2’ 10. Quintflöte 2 2/3’ 11. Mixtur 3-4fach 12. Trompete 8’ | II. Manual C-f3 54 Tasten 13. Geigenprincipal 8’ 14. Flöte 8’ 15. Gambe 8’ 16. Vox coelestis 8' 17. Aeoline 8’ 18. Echoflöte 4’ 19. Piccolo 2’ 20. Oboe 8’ | Pedal C-d1 27 Tasten 21. Principal 16’ 22. Subbaß 16’ 23. Octavbaß 8’ 24. Gedacktbaß 8’ 25. Posaune 16’ |
Koppeln II - I II Suboktav - I I Oktav c-C0 I - Ped II - Ped Ped.-Oktav c- C0 | Spielhilfen 8 feste Kombinationen 1 freie Kombination Zungenabsteller Pedal R-L |
Der Prospekt der Vorgänger-Orgel von 1873/74 wurde für die neue Orgel übernommen, sämtliche Pfeifen wurden aber erneuert.
Der Spieltisch war, wie vermutlich auch bei der Vorgängerorgel, oben links hinter dem Positiv angebracht, so dass der Organist durch die Orgelpfeifen hindurch Blickkontakt zum Altar hatte. Orgelbauer Stahlhuth empfahl zwar einen freistehenden Spieltisch im Chorraum, da der Platz innerhalb der Orgel „weder eine genaue Beurteilung der Klangwirkung noch ein exaktes Zusammengehen zwischen Sängerchor und Orgel gestattet“. Dies wurde allerdings nicht umgesetzt.
In dem Angebot der Firma Stahlhuth ist eine Kaufsumme von 10.000 Mark verzeichnet, davon je 5.000 Mark für Material und Arbeitslohn. Stahlhuth weist in diesem Zusammenhang auf die weiten Mensuren im Pfeifenwerk hin, die kostspieliger seien als die schmaleren Mensuren anderer Orgelbauer.
Der angestrebte Weihetag konnte offenbar nicht eingehalten werden, erfolgte dann aber am 26. Dezember 1904 (2. Weihnachtfeiertag).
Das Instrument verfügte ab 1908 über einen Wassermotor der englischen Firma Roß, Balon & Co. (London), mit dem der notwendige Wind erzeugt wurde. Auch hierfür wurden die Kosten von Joseph Cremer übernommen.
Neben der neuen Orgel stiftete Joseph Cremer der Pfarrgemeinde auch noch zwei Fenster für die Pfarrkirche St. Felizitas („Apostel“- und „Franziskus“-Fenster; Bild rechts: Wappen der Familie Cremer in einem der Fenster). Unter dem „Apostel“-Fenster befindet sich seit 2014 das Chorpodest für die kirchlichen Chöre.
Seit 2012 erinnert eine Gedenktafel in der Thier-Galerie in Dortmund an den ehemaligen Besitzer der Thier-Brauerei, der sich auch große Verdienste um das Gemeinwohl der Stadt Dortmund erworben hat, sowie an seine Schwiegertochter Louise Cremer (1883-1956).
In der Dortmunder Tageszeitung „TREMONIA“ vom 19. Februar 1905 findet sich eine detailierte Beschreibung der neuen Stahlhuth-Orgel:
Abschrift aus der Dortmunder Tageszeitung "TREMONIA",
Ausgabe vom 19. Februar 1905:
Die neue Orgel
in der kath. Pfarrkirche zu Lüdinghausen
Mehrfachen Wünschen nachkommend, geben wir in Folgendem eine fachmännische Erklärung der Konstruktion der zu Weihnachten in Gebrauch genommenen herrlichen Orgel in der katholischen Pfarrkirche zu Lüdinghausen, welche von der Orgelbau-Anstalt G. Stahlhuth in Aachen-Burtscheid erbaut wurde.
Das Werk besitzt folgende 25 Register:
1. Principal 8’, 2. Bordun 16’, 3. Harmoniflöte 8’, 4. Fugara 8’, 5. Salicional 8’, 6. Gedackt 8’, 7. Octav 4’, 8. Octavflöte 4’, 9. Octav 2’,
10. Quintflöte 2 2/3’, 11. Mixtur 3-4fach, 12. Trompete 8’, 13. Geigenprincipal 8’, 14. Flöte 8’, 15. Gambe 8’, 16. Vox coelestis,
17. Aeoline 8’, 18. Echoflöte 4’, 19. Piccolo 2’, 20. Oboe 8’, 21. Principal 16’, 22. Subbaß 16’, 23. Octavbaß 8’, 24. Gedacktbaß 8’, 25. Posaune 16’.
Anlage des Spieltisches.
Die Register sind über den Manual-Klavieren in Form von aufrecht stehenden Tasten angebracht. Sie funktionieren so leicht, dass sie sich glissando ziehen und abstoßen lassen. Die Pedal-Register nebst den Koppeln 1. Manual zu Pedal, 2. Manual zu Pedal und Pedal-Oktav sind doppelt angelegt, und zwar sowohl neben den Registern des 1. Manuals, als neben denjenigen des 2. Manuals. Damit der Organist die Pedal-Bässe nebst Pedal-Koppeln zu jedem Manual auf der zugehörigen Seite registrieren kann. Die beiden Pedal-Registergruppen unterstehen der Kontrolle eines kleinen bequem zu erreichenden Schiebhebels. Beim Wechselspiel auf den Manualen, wie es im liturgischen Gottesdienst fortwährend und beim sonstigen Spiel sehr häufig vorkommt, steht dem Organisten ohne Registerwechsel zu jedem Manual die entsprechende Baßregistrierung zur Verfügung. Ueber jede Registertaste liegt ein Hebelchen zum seitlichen Einhalten, welches der "freien Combination" dient. Links neben den Manual-Klaviaturen liegen in Form eines kleinen Klaviers 8 Tasten mit wechselseitiger Auslösung, feste Combination, daran jeder auf beiden Manualen eine wohlklingende Register-Verbindung zeht, von links nach rechts zunehmend an Stimmzahl und Stärke, gleichzeitig ein cressendo vom pp. bis zum FF. in 8 Stufen darstellend. Außerdem sind in jeder Registermischung zwei verschiedene Pedalstärken vorgesehen, die wiederum dem kleinen Pedalschieber unterstehen, sodaß der Organist hier nur dafür zu sorgen hat, dass beim Spiel auf dem Hauptwerk der Schieber rechts, beim Spiel auf dem Schwellwerk des Schiebers links steht, damit jederzeit das richtige Stärkeverhältnis zwischen Händen und Füßen gewahrt bleibt.
Weiter liegen über dem Kombinations-Klavierchen die sämtlichen Koppeln und Vorbereitungen: Register, feste Kombination und feine Kombination ebenfall in Form eines kleinen Klaviers. Aus praktischen Gründen ist für alle diese Nebenzüge die linke Seite gewählt, weil die linke Hand fast jederzeit sich einen Moment von den Tasten frei machen kann. Aehnlich [ ] [ ] ein [ ]-Pedal zur Kontrolle der Jalousien des Schwellwerks angebracht.
In der Dortmunder Tageszeitung „TREMONIA“ vom 19. Februar 1905 findet sich ebenfalls ein Gutachten des Musikdirektors Carl Holtschneider aus Dortmund (1872-1951, Gründer des Dortmunder Konservatoriums):
Abschrift aus der Dortmunder Tageszeitung "TREMONIA",
Ausgabe vom 19. Februar 1905:
Gutachten:
Die von der Orgelbau-Anstalt G. Stahlhutter in Aachen-Burtscheid für die kath. Pfarrkriche zu Lüdinghausen erbaute Orgel ist nach erfolgter Fertigstellung am 17. Dezember durch den Unterzeichneten geprüft und am 26. gelegentlich der feierlichen Weihe dem hochherzigen Stifter, der hohen Geistlichkeit und den überaus zahlreich erschienenen Gemeindemitgliedern vorgeführt worden. Der Unterzeichnete bescheinigt hierdurch, daß die Orgel unter Innehaltung der am 13. Januar 1904 vereinbarten Disposition zur Ausführung gelangt und aufgestellt ist. Alle daselbst benannten Register, technische Einzelheiten und Konstruktionsbestandteile sind in der vereinbarten und erforderlichen Weise geliefert. Die Intonation des Pfeifenwerkes, die dadurch, daß die Orgel nicht im Turmraum sondern in einer überwölbten Seitennische aufgestellt werden mußte, ganz besondere Schwierigkeiten hatte, ist in jeder Beziehung gelungen und gab zu irgend welchen Ausstellungen keinen Anlaß. Der Klang des vollen Werkes ist glänzend und genügt vollständig, um den weiten Raum der Kriche auszufüllen. Die Einzelregister, von denen ganz besonders hervorzuheben sind die Gambe des 2. Manuals, die nebenbei bemerkt zusammen mit vox coelestis eine überirdische Wirkung erzielt, das Fugara und die Flöten. Alle Stimmen haben eine entsprechende Klangfarbe und sind ganz und durchaus dem Gebrauch für die gottesdienstlichen Handlungen angepakt. Ueber das Material und die Bearbeitung derselben kann der Unterzeichnete nach eingebender Besichtigung des neuen Werkes sagen, daß zu allen Teilen nur Material 1. Qualität gebraucht ist. Die Windladen sind mit großer Sorgfalt gearbeitet. Das Gebläse und die Kanäle sind in der solidesten Weise ausgeführt. Der zum Betriebe des Gebläses aufgestellter Wasser-Motor der Firma Roß, Balon und Co. London funktionierte prächtig. Uebrigens alle Teile lassen erkennen, daß der Erbauer ein Kunstwerk ersten Ranges erschaffen hat.
C. Holtschneider, Musikdirektor
Neuer Spieltisch, Umbau und Erweiterung der Orgel
Nachdem sich ab Anfang der 1930er Jahre die Reparaturen hinsichtlich Pneumatik und Spieltisch häuften, wurde 1941 für die Orgel ein neuer, freistehender Spieltisch mit einer elektrischen Traktur angeschafft. Gleichzeitig wurde die Orgel um ein drittes Manual mit sechs Registern erweitert.
Der Orgelumbau wurde von der Firma G. Stahlhuth & Co. Aachen ausgeführt. Die Disposition der Orgel umfasste jetzt 31 klingende Register, verteilt auf 3 Manualen und Pedal. Die elektrische Traktur ermöglichte 3 feste und 2 freie Kombinationen, 8 Koppeln und einen Registerschweller. Die Zahl der Pfeifen wird mit 2086 angegeben.
I. Manual C-f3 54 Tasten 1. Principal 8’ 2. Bordun 16’ 3. Harmonieflöte 8’ 4. Fugara 8’ 5. Salicional 8’ 6. Gedackt 8’ 7. Octav 4’ 8. Octavflöte 4’ 9. Octav 2’ 10. Quintflöte 2 2/3’ 11. Mixtur 3-4fach 12. Trompete 8’ | II. Manual C-f3 54 Tasten 13. Geigenprincipal 8’ 14. Flöte 8’ 15. Gambe 8’ 16. Vox coelestis 8' 17. Aeoline 8’ 18. Echoflöte 4’ 19. Piccolo 2’ 20. Oboe 8’ | III. Manual C-f3 54 Tasten 21. Rohrgedackt 8' 22. Salicional 8' 23. Blockflöte 4' 24. Prinzipal 2' 25. Scharff 4f. 26. Krummhorn 8' | Pedal C-d1 27 Tasten 27. Principal 16’ 28. Subbaß 16’ 29. Octavbaß 8’ 30. Gedacktbaß 8’ 31. Posaune 16’ |
Koppeln 8 Koppeln Registerschweller | Spielhilfen 3 feste Kombinationen 2 freie Kombination |
Die Orgelweihe fand am 21. Dezember 1941 statt. An der Orgel spielte Anton Brockhoff aus Münster (St. Martini). Der Kirchenchor Cäcilia Lüdinghausen unter der Leitung von Heinrich Weber gestaltete die Feier musikalisch mit.
Textheft Orgelweihe und kirchenmusikalische Andacht
vom 21. Dezember 1941 (pdf.)
Im Jahr 1977 erstellte Prof. Dr. Rudolf Reuter aus Münster ein Gutachten über den Zustand der vorhandenen Orgel sowie über einen möglichen Neubau:
Reuter beschreibt die technische Anlage der Stahlhuth-Orgel als nicht mehr funktionsfähig, eine Reparatur der Orgel erscheint nicht sinnvoll. Bei einem Neubau sollte neben zwölf noch brauchbaren Registern vor allem das Gehäuse aus denkmalpflegerischen Erwägungen erhalten werden. Die bei einem ebenerdigen Spieltisch bedingte elektrische Spieltraktur würde man in Kauf nehmen müssen.
Zusätzlich verspricht sich Reuter einen klanglichen Vorteil, wenn das gesamte Gehäuse – wohl entsprechend dem Zustand von 1870 – vorgezogen und evtl. abgesenkt würde. Eine Architektenzeichnung aus der Zeit vor der Innenrenovierung der Kirche (um 1977/78) veranschaulicht diese Überlegung, bei der das Orgelgehäuse etwa zwei Meter in den Kirchenraum hineinragen sollte. Der Prospekt sollte dabei bereits ab einer Höhe von gut drei Metern über dem Fußboden der Kirche aufgebaut werden.
Neubau der heutigen Führer-Orgel im Jahr 1983
Nach der umfangreichen Kirchenrenovierung 1978/79 hat der Kirchenvorstand St. Felizitas dem Bau einer neuen Orgel zugestimmt. Als Auflage wurde gemacht, das noch verwendungsfähige Pfeifenmaterial mit in die neue Orgel zu übernehmen. Somit sind 15 Register aus der alten Orgel von 1904 ganz oder teilweise auch heute noch zu hören.
Mit dem Bau der neuen Orgel wurde die renommierte Orgelbaufirma Alfred Führer aus Wilhelmshaven beauftragt. Bei der Disposistion verstanden es Orgelbaumeister Fritz Schild (Neffe des Orgelbauers Alfred Führer und von 1974 bis 2000 Inhaber der Orgelbaufirma) und Regionalkantor Bernhard Terschluse (Orgelsachverständiger der Diözese Münster), die alten Register in das neue Klangbild zu integrieren, ohne ihren ursprünglichen romantischen Charakter zu verändern (Intonation: Matthias Gärtner).
Die Planung sah auch vor, dass der Spieltisch ebenerdig zugänglich sein sollte. Im Gegenzug zu seinen Mitbewerbern entschied sich Fritz Schild trotz des Höhenunterschiedes für eine mechanische Spieltraktur, die bis heute äußerst zuverlässig und leichtgängig ist. Die Überlegungen von Prof. Dr. Reuter, das Orgelgehäuse vorzuziehen und abzusenken, wurden dagegen nicht umgesetzt.
Die Orgelweihe fand am 18. Dezember 1983 durch Dechant Alois Bagert statt. An der Orgel spielte Regionalkantor Bernhard Terschluse aus Dülmen (Orgelsachverständiger der Diözese Münster). Der Kirchenchor St. Felizitas Lüdinghausen unter der Leitung von Johannes Greshake gestaltete die Feier musikalisch mit.
Textheft „Orgelweihe in St. Felizitas“ vom 18. Dezember 1983 (.pdf)
Die elektrische Registertraktur erlaubte als Spielhilfen zwei freie Kombinationen sowie eine zusätzliche Kombination für das Pedalwerk. Eine technische Innovation waren zu dieser Zeit nahezu lautlose, pneumatisch betriebene Schleifenmotoren, die allerdings im Laufe der Zeit durch poröse Schlauchverbindungen unzuverlässig und unbrauchbar wurden. Im Zuge einer Generalreinigung der Orgel wurden im Jahr 1997 die pneumatischen Schleifenmotoren durch zuverlässigere Magnetmotoren ersetzt. Gleichzeitig wurde die Orgel durch eine elektronische Setzeranlage mit 256 Kombinationen erweitert.
Im Zuge der Renovierung und Neugestaltung der Pfarrkirche St. Felizitas im Jahr 2014 wurde die Orgel durch die Firma Orgelbau Fleiter aus Münster umfangreich gereinigt und neu intoniert (Intonation: Eberhard Hilse).
Die Organisten in St. Felizitas
- um 1662: Johannes Bevergern1
- …
- 19. Jh.: Henricus Bergmann (?), Organist2
- 1910-1941: Max Weischer, Organist und Malermeister3
- 1920-1944: Heinrich Weber, Küster, Organist und Chorleiter
- um 1940: Dr. Herold
- 1945-1961: Georg Greshake, Organist, Chorleiter und Küster
- 1961-1994: Johannes Greshake, Organist, Chorleiter und Küster
- seit 1995: Thomas Kleinhenz, Kirchenmusiker und Regionalkantor
„Krach ümt Gloria“
Der Lüdinghauser Heimatdichter Josef Richter hat eine nette Geschichte über die Orgel in St. Felizitas aufgeschrieben. Ob es sich wirklich so zugetragen hat, ist nicht sicher, aber durchaus denkbar. Die Geschichte ist im Lüdinghauser Platt geschrieben:
Josef Richter:
Krach ümt Gloria
Et was Christ-Himmelfahrtsdagg in Lünkhuesen, een Muorn so schön, äs't nich faken eenen giff in't Jaohr. De Sunn scheen so warm, äs wenn se all de Riägendaage in de lessten Tied up eemaoi wier gued maken wull. De Vüögelkes sungen öhr schönste Leedken, un de kleine Nietelküenink in de Gaornhiege gong 't harre an, he mott 'ne wahne Fraide hatt hämm, buoll tickede he buoben, buoll unnen in de Hieg herüm. Dusend Blömkes harn öhre schönsten Kleedkes anleggt.
In'n Gaorn, buten vüör de Müehlenpaort, was son'n klein schroer Männken, sien Schiermkäppken holl he in de Hand un gong de Pättkes lang. Keek hier nao de Grautebaunen, dao nao de iärwten un Siepel un gnögelte so för sick hen. Et steiht alls gued, meinde he vüör sick.
Doch well was dat, dat kleene schroer Männken, met den blauen Schniegel un de blankgewicksten Sunndaggsschoeh? Et was Luiken Osthues, son ' n aollen Hiärwstgesellen, son ' n Sügeltöner. Un äs nue de aolle Prott van haugen Taon to de Hohmiss an te Wen fong - he trokk de Klocken üördentlich, dat se wahn klungen - dao schluffkede Luiken dört Gaornppöertken nao de Kiärk, he moss in de Hohmiss de Bälge triädden. Äss he buoben up ' n Üörgelbüern ankuemen was, satt he sick up sien Bänksken, üm wier to Aohm te kuemen, dat Trappstiegen namm öhm ümmer de Luft wäg. Et was kuort vör tain, äs Lisken Teekens, de Uöganistin, up de Üörgelbank Plass namm. Se bott Luiken „gueden Muorn", un Luiken sagg sienen Dank de füör.
Luiken tratt den eenen Balg all ' n lück an, daormet de Üörgel faorts üörnlick lossbruusen könn, et wass dao Fierdagg, Christi-Himmelfahrt. De Uhr an ' n Taon schloog tain, doer fong de Üörgel an te bruusen. Ganz deip fong Lisken an, dat de Posaunen män so klüngen; dann gong 't höeger un ümmer höger un deip un haug to gliek, hen un her, et was ' n lustig Fangenspieelen up de Üörgel. Antlest wuort ümmer sachter un sachter un dann gonkt Spieel in 't Kyrie üöwer. Bie so fierlikk Vüörspieel, dat wuss Luiken moss he ümmer vull Wind maaken, aower nu bie 't Kyrie konn he 't wier langsamer gaohn laoten .
Dat „Gloria" kamm, de Pastor stimmde et gass fierlick an, de Köster met sienen Kiärkenchor lösden ein aff. Luiken moss sick nuu wier dranhollen, he wass doebie an 't tellen: Fiefentwinntig - Diärtig - Dreiendiärtig - Fiefendiärtig; nu wasst gnoog.
Fiefendiärtigmaol moss he triäden, dat gaff Wind büß an ' n Schluss van 't Gloria. He lagg sick nue buoben up ' n Üörgelbürn in 't Fensterken un keek nao bueten. Kuem har de Köster dat ierste „miserere nobis" sungen, dao sagg de Üörgel tüüüüht - un dann wass 't alle. Lisken reet an alle Registers, strammpelde mett de Been, et kamm kienen Taon mär ut de Üörgel, de Luft wass öhr ratz uetgaohn. Luiken aower, weil buoben in 't Fenster lagg, lusterde up de Vüegelkes buuten, weil een anner „Gloria" süngen. Antlest wuord öhm aower ' n lück still van achterto, he keek sick üm un saog, dat de Bälge nich mär up Wind stönnen. Dao gaff he sick sachte wier an 't Triäden.
Luiken wuss aower ümmer nao nich, dat se dat halwe „Gloria" aohne öhm sungen harn. De Miss gong an ' n End, un antlesst moss he sick dao nao wahn dran hollen, denn Lisken spielde 'ne extra lange Fuge van Bach, üm wennigstens en Stücksken van 't „Gloria" wier gued te maaken. Dann schmeet se de Naoten hen, schlaog den Üögeldieckel to, üm sick Luiken to kaupen. Buoben an de Trapp kreeg se oömm nao so iäben an ' n Rock to packen. Lisken wass raut vüör Veniehn, un öhre Stimm üöwerschlog sick faken: „Waorüm he kinnen Wind bie 't „Gloria" maakt här, off he nue all an fröhen Muorn besuoppen wöer. Off he sick nich schiämde, öhr sao te blameern?" Un met öhrn Sunnenschirm fuchtelde se Luiken ümmer vüör de raude Niärs harüm. - He söll nich genoog Wind maaken können? Dat gong Luiken to naige. He stall sick vüör Liesken hen, keek se van unnen nao buoben to an un sagg: "Du aolle dumme Dähn, mennst du ick wüss nich wuvuell Wind up 't „Gloria" geiht? Fiefendiärtig Tratt, nicks mäeh un nicks wenniger!" Liesken aower, van Huese ut gebildet, schuoet „de dumme Dähn" doch wahn in de Knaie; se sagg nicks, dreihde sick üm un gong nao Hues. Annern Dags schreef Luiken an ' n Pastor düsse Riäknung: "Lisken Teeke zum letzten Mal den Balg getreten. 2 'h Silbergroschen. Hochachtungsvoll Ludwig Osthues, Bälgetreter a. D."
Anmerkungen:
Elsken ( Elisabeth) Theke war eine Lehrerin, die gelegentlich die Orgel spielte, sie wohnte am Ostwall.
Luiken Osthues könnte an der Mühlenstraße gewohnt haben. Dort gab es einen Uhrmacher Osthues (genannt "Bismarck" - er hatte einen ähnlichen Bart, daher der Spitzname). Ob Luiken (Ludger) mit ihm verwandt war, ist aber nicht bekannt.